Paray-le-Monial
Die Stadt des Herzens Jesu
Im 17. Jahrhundert erschien Jesus in Paray-le-Monial (Burgund) einer einfachen Ordensfrau, der heiligen Marguerite-Marie Alacoque. Er offenbarte ihr sein Herz, das vor Liebe zu den Menschen brennt und sich danach sehnt, dass viele diese Liebe annehmen.
Dies geschah in einer Zeit, in der ein eher strenges Gottesbild vorrherrschte und viele die Barmherzigkeit Gottes vergessen hatten. In der Folge der Erscheinungen entstand das Herz-Jesu-Fest.
Bereits in der Gründungsphase der Gemeinschaft Emmanuel „entdeckte“ die entstehende Gemeinschaft diesen Ort und seine starke Botschaft wieder. 1986 wurde die Verantwortung für den Empfang von Pilgern der Gemeischaft Emmanuel übertragen. Pilgergruppen aus aller Welt werden hier empfangen. In jedem Sommer kommen tausende Menschen zu den mehrtägigen „Sessionen“ zusammen.
Jubliäum 2023-2025
Vor 350 Jahren fanden in einem Zeitraum von drei Jahren die drei „Großen Erscheinungen“ statt – beginnend mit dem 27. Dezember 1673.
In dieser Jubiläumszeit (27.12.2023 – 27.06.2025) wird es in Paray-le-Monial eine „Heilige Pforte“ geben. Ein theologisches Kolloquium in Rom und verschiedene Veranstaltungen in Paray-le-Monial laden dazu ein, die Botschaft der barmherzigen Liebe Gottes zu entdecken und zu vertiefen.
(Die französischsprachige Jubiläums-Webseite kann mit den gängigen Browsern schnell ins Deutsche übersetzt werden.)
Die Erscheinungen von
Paray-le-Monial
(Französisch mit deutschen Untertiteln)
Podcast zur Botschaft von Paray-le-Monial mit Dr. Andreas Schmidt auf Radio Horeb (17.06.2024)
Buchtipp
Wenn man auf die Erscheinungen Christi gegenüber Marguerite-Marie Alacoque schaut, versteht man den Kern der Botschaft von Paray-le-Monial. Obwohl es insgesamt etwa dreißig solcher Erscheinungen gab, fassen die drei wichtigsten die Botschaft zusammen.
Artikel aus der Zeitschrift Il es vivant, Nr. 361.
Von P. Étienne Kern, Wallfahrtsrektor von Paray-le-Monial
Heiliger Johannes Eudes
Die Verehrung des Heiligsten Herzens begann nicht erst mit den Erscheinungen Jesu gegenüber Marguerite-Marie. Die erste Messe zu Ehren des Heiligsten Herzens datiert aus dem Jahr 1672, einem Jahr vor der ersten großen Erscheinung. Sie wurde vom heiligen Johannes Eudes, dem Gründer der Eudisten, entwickelt, der viel über das eine Herz Jesu und Marias sprach (von den Erscheinungen in Paray-le-Monial hatte er nie etwas gehört). „Dein Herz, o Jesus, mein Erlöser, ist wie ein Feuer. Es reinigt mich, erleuchtet mich, heiligt mich. Es verwandelt und vergöttlicht mich. Deine Liebe lässt mich teilhaben am Leben Gottes, an seiner Barmherzigkeit, seiner Geduld, seiner Güte und seiner Liebe. Möge dein Herz in meinem Herzen brennen!“
1673, erste große Erscheinung
Marguerite-Marie
Nachdem sie eine Kindheit mit großen Prüfungen erlebt hatte, trat Marguerite-Marie im Alter von 24 Jahren ins Kloster ein, was zu dieser Zeit ein recht hohes Alter war. Sie machte eine starke geistliche Erfahrung, die sie zu einer echten Tochter des heiligen Franz von Sales machte, der zusammen mit der heiligen Johanna von Chantal den Orden der Heimsuchung in Annecy gegründet hatte. Am 21. Mai 1670 besuchte sie zum ersten Mal das Besuchszimmer des Ordens der Heimsuchung in Paray-le-Monial. Innerlich hört sie: „Hier will ich dich haben“. Angesichts der Entschlossenheit ihrer Schwester gibt ihr Bruder nach sechs Jahren der Ablehnung und Blockade schließlich nach …
Am 20. Juni 1671 tritt sie in das Kloster der Heimsuchung ein. Nach zweieinhalb Jahren Ordensleben erschien Marguerite-Marie am 27. Dezember 1673, dem Fest des heiligen Johannes des Evangelisten, Jesus vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Sakrament.
Daraufhin erlebt sie drei geistliche Erfahrungen.
Sie ruht am Herzen Jesu
„Er ließ mich lange an seiner göttlichen Brust ruhen, wo er mir die Wunder seiner Liebe und der unaussprechlichen Geheimnisse seines Heiligsten Herzens enthüllte, die er bis dahin vor mir verborgen hatte.“ Dann erklärt Jesus ihr: „Mein göttliches Herz ist so voll leidenschaftlicher Liebe für die Menschen und für dich im Besonderen, dass es die Flammen seiner brennenden Liebe nicht mehr in sich zurückhalten kann. Es muss sie durch dich ausgießen und sich ihnen offenbaren.“
Sie hat die Vision des Herzens
Sie sieht das Herz Christi auf einem Flammenthron, der von Dornen umgeben ist. Jesus sagt zu ihr: „Wenn du wüsstest, wie sehr es mich verzehrt, von den Menschen geliebt zu werden“ und „Ich habe Durst, ich brenne vor Verlangen, geliebt zu werden“. Das ist eine Klage: Die Liebe wird nicht geliebt! Das sind die Dornen! In den nächsten Erscheinungen werden diese Dornen näher erläutert. Und Jesus richtet eine erste Bitte an Marguerite-Marie, es werden insgesamt fünf sein. Er möchte, dass das Bild des Heiligen Herzens geehrt wird, indem man es in den Häusern sichtbar macht (öffentliche Handlung) und indem man es bei sich trägt (private Handlung).
„Er bat mich um mein Herz“
Marguerite-Marie flehte Jesus an, ihr Herz zu nehmen. Er nimmt es und taucht es in das seine: „Er gab es in sein anbetungswürdiges Herz, in dem er es mir als ein kleines Teilchen zeigte, das in diesem feurigen Ofen verbrannte, aus dem er es als eine brennende Flamme in Form eines Herzens herausnahm, und er gab es zurück dahin, wo er es zuvor entnommen hatte.“ Jesus sagt ihr schließlich: „Ich will dich zur geliebten Jüngerin meines Heiligsten Herzens machen.“
1674, zweite große Erscheinung
Die fünf Wunden Jesu
Jesus erscheint ihr an einem ersten Freitag des Monats. Marguerite-Marie berichtet: „Es erschien mir Jesus Christus, mein süßer Meister, er strahlte in seiner Herrlichkeit mit seinen fünf Wunden, die wie fünf Sonnen leuchteten, und aus dieser heiligen Menschengestalt gingen von allen Seiten Flammen hervor, besonders aber aus seiner anbetungswürdigen Brust, die einem glühenden Ofen glich. Und als sich die Seite öffnete, zeigte er mir sein allliebendes und allgütiges Herz, das die lebendige Quelle dieser Flammen war. So ließ er mich die unerfindlichen Wunder seiner reinen Liebe entdecken und wie weit er gegangen war, um die Menschen zu lieben, von denen er nur Undank und Missachtung (=Gleichgültigkeit) empfing…“.
Die Erscheinungen bestehen immer aus drei Phasen:
- einer Liebeserklärung
- einer Klage
- einer oder mehreren Bitten um Wiedergutmachung.
Die Liebeserklärung: Und als sich die Seite öffnete, zeigte er mir sein allliebendes und allgütiges Herz, das die lebendige Quelle dieser Flammen war. So ließ er mich die unerfindlichen Wunder seiner reinen Liebe entdecken und wie weit er es gegangen war, um die Menschen zu lieben.
Die Klage: Jesus beklagt sich, dass er nur Undankbarkeit und Gleichgültigkeit erfährt. Dies ist die erste Deutung der Dornen, die sein Herz in der Vision der ersten Erscheinung umgaben.
Die Bitte um Wiedergutmachung: Was ist Wiedergutmachung? Es bedeutet ganz einfach „Liebe mit Liebe erwidern“. Jesus bittet Marguerite-Marie: „Aber mach wenigstens du mir die Freude, ihre Undankbarkeiten zu ersetzen, soweit du dazu in der Lage bist.“ Marguerite-Marie beteuert ihre Hilflosigkeit. Jesus antwortet ihr: „Hier hast du etwas, um alles zu ersetzen, was dir fehlt.“ Daraufhin wird sie von einem Feuer durchdrungen. Jesus sagt zu ihr: „Ich werde deine Stärke sein“.
Jesus richtet drei Bitten an sie
- Häufige Kommunion: „Du sollst mich im Allerheiligsten Sakrament empfangen, so oft es der Gehorsam dir erlauben will.“
- Der erste Freitag des Monats: „Du sollst zusätzlich an jedem ersten Freitag im Monat zur Kommunion gehen.“
- Die heilige Stunde: „Alle Nächte von Donnerstag auf Freitag werde ich dich an jener Todesangst teilhaben lassen, die ich im Ölgarten auf mich genommen habe.“ (zwischen 23 Uhr und Mitternacht).
Die geistlichen Haltungen, um die Heilige Stunde zu erleben, bestehen darin, um Barmherzigkeit für die Sünder zu bitten und die Bitterkeit zu mildern, die Jesus empfand, als er durch seine Apostel verlassen wurde.
1675, dritte große Erscheinung
Sie fand am Oktavtag des Fronleichnamsfestes statt. Jesus sagte: „Dies ist das Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es nichts gescheut hat, bis es sich erschöpfte und verzehrte, um ihnen seine Liebe zu bezeugen; und als Dank dafür erhalte ich von den meisten nur Undankbarkeit durch ihre Respektlosigkeiten und Sakrilegien und durch die Kälte und Verachtung, die sie mir gegenüber in diesem Sakrament der Liebe haben. Aber noch schmerzlicher ist es für mich, dass es Herzen sind, die mir geweiht sind, die so von ihm Gebrauch machen.“
Die Liebeserklärung: „Dies ist das Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es nichts gescheut hat, bis es sich erschöpfte und verzehrte, um ihnen seine Liebe zu bezeugen.“
Die Klage: Jesus gibt zwei Erläuterungen zu den Dornen aus der Vision der ersten Erscheinung: „in diesem Sakrament der Liebe“ und von „Herzen, die mir geweiht sind.“ Der französische Hof war zu dieser Zeit dekadent, und die Giftaffäre stand kurz vor dem Ausbruch, insbesondere durch die ersten schwarzen Messen, die von Priestern zelebriert wurden, weshalb die Sakrilegien im Sakrament der Eucharistie erwähnt werden.
Die Bitte um Wiedergutmachung: „Deshalb bitte ich dich, dass der erste Freitag nach der Oktav des Allerheiligsten Sakraments einem besonderen Fest gewidmet werde, damit du mein göttliches Herz ehrst.“ Er bittet sie, das Herz-Jesu-Fest einzuführen.
Marguerite-Marie erzählt: „Ich wusste nicht, wie ich das tun sollte, was er schon so lange von mir wollte. Jesus sagte mir, dass er mir seinen treuen Diener und vollkommenen Freund schicken würde, der mich lehren würde, ihn kennen und mich ihm ohne weiteren Widerstand hingeben zu können.“ Es handelt sich um Claude La Colombière.
Heiliger Claude la Colombière
Der brillante Jesuit war 34 Jahre alt, als er in Paray ankam, und erhielt einen heiklen Auftrag. Als er 1675 zum ersten Mal ins Kloster der Heimsuchung kommt, hört Marguerite-Marie innerlich: „Das ist der, den ich dir sende.“ Trotz ihres „entsetzlichen Widerwillens“ öffnet sie sich ihm und offenbart ihm den Grund ihrer Seele und alles, was sie erlebt hat. Claude beruhigt und ermutigt sie. Aber seine Rolle geht noch weiter. Der Herr ruft ihn dazu auf, „ein auserlesenes Instrument zu sein, um die Reichtümer“ seines Herzens bekannt zu machen. In der Kirche von La Colombière stellt das große Mosaik eine Vision dar, die Marguerite-Marie hatte, mit dieser Botschaft der Jungfrau, die in goldenen Buchstaben unter dem Mosaik steht: „Wenn es den Schwestern der Heimsuchung übertragen wurde, es bekannt zu machen, zu lieben und es an andere weiterzugeben, so ist es den Patres der Gesellschaft Jesu vorbehalten, seinen Nutzen und seinen Wert zu sehen und bekannt zu machen, damit man davon profitiert, indem man es mit dem Respekt und der Dankbarkeit aufnimmt, die einer so großen Wohltat gebührt.“
Während einer Messe, die Claude zelebrierte, sah Marguerite-Marie bei der Kommunion „das Heilige Herz wie einen glühenden Ofen“ und zwei andere Herzen, die sich darin vereinen und verzehren würden. Jesus sagte zu ihr: „So vereint meine reine Liebe diese drei Herzen für immer“.
1682, im Alter von 41 Jahren, starb Claude an den Folgen seiner Gefangenschaft in London, in Paray, in einem Zimmer in der Rue de la Paix, in der Nähe des Turms Saint Nicolas. Man kann seine Reliquien in der Kirche La Colombière verehren.
1690 starb Marguerite-Marie im Alter von 42 Jahren.
Einige Daten
Herz-Jesu-Fest
1721: eingeführt durch die Diözese Autun
1765: eingeführt durch Papst Clemens XIII.
1856: auf die Weltkirche ausgeweitet durch Papst Pius IX.
Das 19. Jahrhundert, das große Jahrhundert des Heiligen Herzens
Charles de Foucauld malt auf sein Gewand und in seiner Einsiedelei das Bild des Herzens Jesu. Kardinal Perraud, Bischof von Autun, setzt zur Belebung der Wallfahrtsstätten die Kapläne ein, Diözesanpriester, die in einer Gemeinschaft leben.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Große Enzykliken über das Heiligste Herz der Päpste Pius XI. und Pius XII.
Pater Matteo
Pater der Kongregation der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens. Er unternimmt im August 1907 eine erste Pilgerreise nach Paray-le-Monial. Er ist krank, betet in der Kapelle der Erscheinungen und steht auf wundersame Weise geheilt wieder auf. Er erhält den Segen von Papst Pius X., um über die Liebe zum Herzen Jesu zu predigen und sein Bild in den Familien einzuführen. Er starb 1960 in Chile.
Nachkriegszeit
Niedergang der Verehrung des Heiligsten Herzens.
1975
300. Jubiläum der Erscheinungen.
Der Wallfahrtsort ist verlassen, aber es kommt die Gemeinschaft Emmanuel auf Initiative von Pierre Goursat.
1986
Der Wallfahrtsort wird der Gemeinschaft Emmanuel anvertraut. Der heilige Johannes Paul II., der 1965 als Kardinal von Krakau gekommen war, kehrt zurück. „Am Herzen Christi empfängt das Herz des Menschen die Fähigkeit zu lieben“.
Januar 2001
Abschluss des Jubiläumsjahres 2000, Schließung der Pforte des Heiligen Jahres. Johannes Paul II. schreibt: „Während sich heute mit der Heiligen Pforte ein ‚Symbol‘ für Jesus Christus schließt, steht das Herz Jesu mehr denn je offen. Jesus Christus spricht auch weiterhin zur Menschheit, die nach Hoffnung und Sinn lechzt: ‚Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen‘.“ (Mt 11, 28).